Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

G-FORSCHT 2015

WASSERHAUSHALT – EIN WICHTIGER FAKTOR FÜR ERTRAG UND QUALITÄT IM WEINBAU Reben sind ausgesprochen klimasensible Pflanzen, bei denen unterschiedliche Witterungsverläufe zu deutli- chen Veränderungen in Bezug auf die Konzentration und die Zusammensetzung von Inhaltsstoffen in den Trauben und somit der Weinqualität führen können. Der Wasserhaushalt spielt hierbei eine große Rolle, denn für Reben ist sowohl eine zu hohe als auch eine zu niedri- ge Wasserversorgung negativ. Ein starkes vegetatives Wachstum durch hohe Wasserversorgung führt allge- mein zu sehr dichten Laubwänden und kompakten Trauben, wodurch sich Fäulniserreger besser ansiedeln können und der Aufwand für Laubarbeiten im Sommer steigt. Auch für die Bildung von Zucker und Säuren so- wie Farbstoffen bei roten Rebsorten ist eine zu hohe Wasserversorgung negativ. Bei starkem Trockenstress wiederum ist die Assimilationsleistung der Rebe stark eingeschränkt, mit negativen Auswirkungen auf die Inhaltsstoffbildung und den Ertrag. Optimal ist eine Wasserversorgung, die sich im Bereich eines modera- ten Wassermangels bewegt. Solche Bedingungen wirken sich auf die Physiologie der Rebe, auf die Balan- ce des Wachstums und die Bildung von Inhaltsstoffen positiv aus. Die Grenzen zwischen den aufgeführten Einflussgrößen sind fließend und hängen auch von weiteren Faktoren wie der Sorte, der Unterlage, dem Alter der Anlage und der Phase der phänologischen Entwicklung ab. WASSERHAUSHALT – BEOBACHTETE UND ZUKÜNFTIGE VERÄNDERUNGEN Etwa seit Beginn der 1990er Jahre sind Temperatur und Globalstrahlung in den deutschen Weinbauregionen deutlich angestiegen und damit auch der potenzielle Verdunstungsanspruch der Atmosphäre (Abb. 1). Für die Niederschläge zeigen sich hingegen keine räumlich einheitlich ausgeprägten Trends. Allerdings ist der Nie- derschlag eine Klimagröße, die sich durch eine hohe zeitliche und räumliche Variabilität auszeichnet (z. B. bei den Jahres- oder Monatssummen). Ein großer Teil der Weinbauregionen liegt ohnehin in Gegenden, die ein vergleichsweise geringes Niederschlagsaufkom- men aufweisen. Durch die Zunahme der potenziellen Verdunstung in Verbindung mit der natürlichen Variabi- lität des Niederschlags ist in der jüngeren Vergangen- heit Trockenstress vermehrt aufgetreten. Davon sind Junganlagen, die noch über ein gering ausgeprägtes Wurzelsystem verfügen, und Standorte mit geringer Wasserspeicherfähigkeit, typisch für viele Weinberge in Steillagen, in stärkerem Maße betroffen. Regionale Klimamodelle projizieren eine weitere Verstärkung der beobachteten Klimatrends, wodurch in Zukunft mit ei- ner Zunahme des Trockenstressrisikos zu rechnen ist (Abb. 1). DAS WASSERHAUSHALTSMODELL Neben der Wasserspeicherfähigkeit der Böden und dem Niederschlag sind die potenzielle Verdunstung und die durch den Zeilenabstand der Reben und die Höhe und Breite der Laubwände festgelegte Geometrie der Weinberge sowie die Art der Bodenbewirtschaf- tung (offen gehaltene oder begrünte Böden) wichtige Faktoren zur Beschreibung des Wasserhaushalts. Die potenzielle Verdunstung wird zusätzlich stark von der Hangneigung und der Exposition beeinflusst. Aufgrund der höheren Einstrahlung und der größeren Fläche im Vergleich zur Horizontalen, ist der Verdunstungsan- spruch nach Süden geneigter Hänge größer (Abb. 2). Dies kann bereits im Frühjahr zu deutlich höheren Ver- dunstungswerten gegenüber Flachlagen führen, weil die Böden in der Regel dann noch feucht sind und akti- ve Begrünungen sich nach milden Wintern schneller etablieren. Aufbauend auf einem geometrischen Was- serhaushaltsmodell für flache, nicht begrünte Weinber- ge (Lebon et al., 2003) und einem auf Begrünungs- 13 Simulation des Einflusses klimatischer Veränderungen auf den Wasserhaushalt AUTOREN: Prof. Dr. Hans Reiner Schultz Präsident der Hochschule Geisenheim hans.reiner.schultz@hs-gm.de Dipl.-Phys. Marco Hofmann Institut Allgemeiner und Ökologischer Weinbau marco.hofmann@hs-gm.de

Seitenübersicht