EINLEITUNG Der Anbau von Himbeeren erfährt derzeit einen starken Wandel. Häufig erfolgt er zum Schutz vor Witterungs- einflüssen unter Regenkappen, was Vorteile hinsicht- lich Fruchtqualität und Haltbarkeit der Früchte im Ver- kauf bringt. Oftmals wird auch eine Verfrühung oder Verzögerung der Ernte durch den Anbau in Folientun- neln angestrebt. Generell verändert sich das Mikrokli- ma im geschützten Anbau. Im Vergleich zum Freiland herrschen unter diesen Bedingungen einerseits erhöh- te Temperaturen, andererseits werden Lichteinstrah- lung und Windbewegung verringert. Standardeinde- ckungsmaterial sind Polyethylen-Folien. Diese sind undurchlässig für UV B-Strahlung. Als Schutzmecha- nismus akkumulieren die Pflanzen unter Stressbedin- gungen, wie z. B. erhöhte Temperatur, sogenannte Anti- oxidantien in Blättern und Früchten. Generell gelten Antioxidantien – hierzu gehören diverse Polyphenole und auch Vitamin C – als gesundheitlich relevant für die menschliche Ernährung. Neben der UV B-blockierenden Standardfolie sind seit einigen Jahren auch UV B-durchlässige Folien ver- fügbar. Wie bei Erdbeeren gezeigt, verändern sie die Fruchtinhaltsstoffe (Josuttis et al., 2010). Da für Himbeeren bisher nur wenige Informationen über phy- siologische Reaktionen auf steigende Temperaturen (Stichwort: Klimawandel), intensive Sonneneinstrah- lung oder veränderte Anbaubedingungen unter Tunneln vorliegen, erfolgten Untersuchungen zur Photosyn- these der Himbeeren sowie zu pflanzenbaulichen Parametern und Fruchtinhaltsstoffen. DURCHFÜHRUNG DER VERSUCHE Himbeerpflanzen der Sorte ‘Glen Ample‘ wurden in zwei Tunneln, eingedeckt mit UV B-blockierender Folie (Stan- dardfolie) und einer Folie mit 75 % Durchlässigkeit für UV B im Vergleich zum Freiland kultiviert. Für beide Folien betrug die Lichtdurchlässigkeit 90 % (folitec, Agrarfoli- en-Vertriebs GmbH, Deutschland). Die Himbeerpflanzen standen jeweils in 7,5 L-Töpfen und wurden täglich mit einer Nährlösung gedüngt. Zusätzliche Wassergaben erfolgten beim Unterschreiten einer Wasserspannung von -56 hPa im Substrat (Sensor MS 1510-50, Tensio- technik, Deutschland). Untersucht wurde der Einfluss der unterschiedlichen Kulturbedingungen auf • die Netto-Photosynthese der Pflanzen zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang (LI-COR 6400XT; Lichtsättigung bei 1400 µmol m-2 s-1 (Fernandez and Pritts, 1994)) und bei natürlichen Umgebungstempe- raturen und CO2 -Gehalten; • den Stressindex (CWSI) mittels Infrarotkamera (Jones et al. (2002); • allgemeine Pflanzenparameter wie Blattfläche, Ertrag und Fruchtgröße; • Inhaltsstoffe, u.a. Kohlenhydrate in Blättern (Stärke enzymatisch; Saccharose und Zuckeralkohole mittels HPLC), Vitamin C (Titration mit 1/256 molarer Jodid-Jodat Lösung), Antioxidative Kapazität als TEAC-Wert (Re et al., 1999) und individuelle Phenole. ERGEBNISSE UND DISKUSSION Himbeeren sind Pflanzen der gemäßigten Klimazone und wachsen bevorzugt an Waldrändern. Dies spiegelt sich auch in ihren Reaktionen auf hohe Temperaturen wider. So konnte gezeigt werden, dass ihre Netto- Photosyntheserate in den frühen Vormittagsstunden zwischen 9.00 Uhr und 10.00 Uhr am höchsten war und im Tagesverlauf abnahm und zwar besonders stark bei Temperaturen über 20 bis 25 °C (Abb. 1). Dieses Resultat steht im Einklang mit den nur in geringem Umfang 21 Veränderte Kulturbedingungen im Himbeeranbau und ihr Einfluss auf Photosynthese und Fruchtinhaltsstoffe der Himbeere AUTOREN: Dr. Erika Krüger Institut Obstbau erika.krueger@hs-gm.de Anne Zaar Dipl.-LmChem. Institut Obstbau Prof. Dr. Helmut Dietrich Institut Weinanalytik und Getränkeforschung