INHALT VORWORT G-SAGT! 3 BEREICH WEINWISSENSCHAFTEN Novisys-Projekt: pilzwiderstandsfähige Rebsorten in einem neuen Anbausystem 4-7 BEREICH BIOWISSENSCHAFTEN „Bodenkühe“ mit Schadenspotential: Maikäferlarven als Methanquellen im Boden 8-11 BEREICH LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Türkische Migrant_Innen und ihre Nutzung von Freiräumen 12-15 WEITERE FORSCHUNGSPROJEKTE 28-31 PROMOTIONEN 32-42 PERSONALIA 43-47 BEREICH WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN DER GETRÄNKE Geisenheimer Weinmarktanalyse Struktur und Absatzkanäle der selbstvermarktenden Weingüter ABSTRACTS Abstracts from current research projects 16-19 BEREICH GARTENBAUWISSENSCHAFTEN UND LOGISTIK FRISCHPRODUKTE „RucolaNfuture“ – Wie kann der Rucola-Anbau unter zukünftigen klimatischen Bedingungen mit verschiedenen N-Düngeformen optimiert werden? 20-23 BEREICH BIOWISSENSCHAFTEN Untersuchungen zur Stickstoff-Effizienz im Weinbau 24-27 48-53 IMPRESSIONEN Impressionen vom Geisenheimer Forschungsforum 2018 54 IMPRESSUM 55

BEREICH WEINWISSENSCHAFTEN NOVISYS-PROJEKT: PILZWIDERSTANDSFÄHIGE REBSORTEN IN EINEM NEUEN ANBAUSYSTEM Das Erziehungssystem „Minimalschnitt im Spalier“ (MSSp, Engl. semi-minimal pruned hedge) ist ein in Italien konzipiertes Erziehungssystem (Intrieri et al., 2011), das die komplette Mechanisierung des Rebschnitts erlaubt. Hierbei wird der Rebstock um den Drahtrahmen herum maschinell sin eine Heckenform zurückgeschnitten. Die Umstellung auf MSSp erfreut sich gegenwärtig in Deutschland großer Beliebtheit, da einerseits Fachkräfte für den Rebschnitt fehlen und andererseits der Kostendruck auf die Winzer im Basissegment sowie in der Fassweinpro- duktion deutlich gestiegen ist. Neben der Kostenersparnis zählen eine erhöhte Frost- und Hageltoleranz sowie eine verzögerte Reife zu den Vorteilen dieses Erziehungssystems. Die Kombination aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten und dem MSSp stellt ein zweifaches Low-Input-System dar, welches durch Einsparungen in Arbeits- zeit- und Pflanzenschutzaufwand sowie die Möglichkeit der Anpassung an den Klimawandel zur nachhaltigen Zukunftssicherung des Weinbaus beitragen soll. Abb. 1: Bei der mechanischen Ausdünnung werden ganze Trauben, aber auch einzelne Beeren aus den Trauben entfernt, hier bei der Sorte Rondo. Foto: Schäfer.

BEREICH WEINWISSENSCHAFTEN MSSp Kontrolle MSSp leicht MSSp intensiv Spalier MSSp Kontrolle MSSp leicht MSSp intensiv Spalier Abb. 2: Erntemenge im Spalier und MSSp bei Regent und Rondo. In den Kontrollvarianten sind die Ertragsschwankungen am stärksten ausgeprägt. MSSp Kontrolle MSSp leicht MSSp intensiv Spalier MSSp Kontrolle MSSp leicht MSSp intensiv Spalier Abb. 3: Morphologische Eigenschaften von Beeren und Trauben aus dem Spalier im Vergleich mit MSSp-Kontrolle und ausgedünnten Varianten. A) Relatives Beerenhautgewicht als Anteil von Beerenfrischgewicht; B) Beerengewicht; C) Relatives Gewicht der Kerne als Anteil vom Beerenfrisch- gewicht; D) Traubengewicht. Abb. 4: Scores (li.) und Loadings (re.) einer Hauptkomponentenanalyse (PCA) der Zusammensetzung der Mostinhaltsstoffe bei Rondo in 2015 und 2016. rückstand gegenüber der MSSp-Kontrolle, welcher jedoch während der Reifephase zügig kompensiert wurde. Der Ertrag im MSSp scheint in den Kontrollvarianten zwi- schen extrem hohen und sehr niedrigen Werten zu alter- nieren, während die Jahrgangsschwankungen des Ertrags bei beiden ausgedünnten Varianten beider Rebsorten deutlich geringer ausfielen (Abbildung 2). So lag der Varia- tionskoeffizient der Erträge bei Regent zwischen den Ver- suchsjahren bei 47% in der MSSp-Kontrolle, bei 37% bei mechanischer Ausdünnung und bei 32% im Spalier. Die mechanische Ertragsregulierung scheint also geeignet, um dieses „Alternanzverhalten“ umgestellter MSSp-Anla- gen abzuschwächen. Aufgrund der auch im Spaliersystem hohen Erträge hatten Spalier und MSSp bei Rondo in der Regel zur Lese ein ähn- liches Mostgewicht. Lediglich die MSSp-Kontrollvariante zeigte in Jahren mit hohem Ertrag eine um ca. 10 °Oe niedri- gere Reife. Bei Regent, der im Spalier relativ geringe Erträge erzielt, wiesen alle MSSp-Varianten eine im Vergleich verzö- gerte Reife auf. Dennoch konnten 2015 und 2016 in allen Va- rianten Trauben in Spätlesequalität geerntet werden, wobei die ausgedünnten MSSp-Varianten zur Lese ein um 5-10 °Oe erhöhtes Mostgewicht aufwiesen. MORPHOLOGIE VON BEEREN UND TRAUBEN In Übereinstimmung mit früheren Studien zu verschiede- nen Minimalschnittsystemen (Kliewer and Dokoozlian, 2005) und MSSp (Intrieri et al., 2011) war auch bei den Gei- senheimer Versuchen das Trauben- und Beerengewicht in den Minimalschnittvarianten deutlich reduziert. Zudem wurde beobachtet, dass in den mit dem TVE ausgedünnten Varianten das Traubengewicht geringer war als in der MS- Sp-Kontrolle (Abbildung 3). Dies kann mit dem Herausschla- gen einzelner Beeren aus den Trauben und so einer deutlich reduzierten Beerenzahl pro Traube erklärt werden. Weiter- hin wurde ein erhöhtes Beerenhaut/Fruchtfleisch-Verhält- nis in den Beeren aus dem MSSp festgestellt, was durch eine intensive Ausdünnung noch verstärkt wurde. Dies ist

BEREICH BIOWISSENSCHAFTEN „BODENKÜHE“ MIT SCHADENSPOTENTIAL: MAIKÄFERLARVEN ALS METHANQUELLEN IM BODEN Methan (CH4) ist ein starkes Treibhausgas, dessen Konzentration in der Atmosphäre sich seit Beginn der Industrialisierung mehr als verdoppelt hat. Derzeit liegt diese bei etwa 1,9 ppm (= parts per million). Ungefähr ein Drittel des weltweiten jährlichen CH4-Ausstoßes stammt von Wiederkäuern wie Kühen. Produziert wird es durch eine bestimmte Gruppe von Mikroorganismen im Verdauungstrakt, den soge- nannten Methanogenen. Kaum Beachtung fand bisher der Umstand, dass Methanogene auch im Verdauungstrakt von Insekten, zum Beispiel Käferlarven, vorkommen können. Im Projekt CH4Scarab- Detect werden zum ersten Mal in situ die CH4-Emissionen von Käferlarven in land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden quantifiziert und deren Bedeutung für den Bodenmethanhaushalt untersucht.

BEREICH BIOWISSENSCHAFTEN Abb. 2: Stridulationslaute von Maikäferlarven, graphisch dargestellt. Die obere Aufnahme ist von einer Waldmaikäferlarve und die untere von einer Feldmai- käferlarve. Beide Larven waren im dritten Larvenstadium und die Aufnahmen sind jeweils 0,9 Sekunden lang (44,1 kHz mono). Für T2 wurde im August 2016 ein Mesokosmen-Experiment auf dem Campus der Hochschule Geisenheim installiert. Da- für wurden insgesamt 27 Plastikboxen (50 cm B x 50 cm T x 40 cm H) in einem Sandboden eingegraben, der keinerlei Bo- denmakrofauna enthielt. Jeweils drei Mesokosmen wurden zufällig einer von neun möglichen Versuchsvarianten zuge- teilt, die aus einer Kombination verschiedener Futterpflan- zen (Gras, Möhren oder Möhren + Gras) und Engerling-Be- satzdichten (0, 2 oder 4 Feldmaikäfer-Engerlinge) bestanden. Von Oktober 2016 bis September 2017 wurden alle zwei Wo- chen akustische Aufnahmen in den Mesokosmen durchge- führt sowie Bodenmethanflüsse mit der sog. Haubenmess- methode einer Isotopenverdünnungsmethode basierend auf den stabilen Kohlenstoffisotopen des CH4 kombiniert. Das ermöglicht nicht nur die Messung von Nettomethanflüssen an der Bo- denoberfläche, sondern auch die Berechnung beider Brutto- methanflüsse (Produk tion und Oxidation) im Boden (Yang & Silver, 2016). Abbildung 1 zeigt Messmethoden der beiden Teilprojekte. Diese wurde mit quantifiziert. Abb. 3: Methanemissionen von Engerlingen im dritten Larvenstadium auf ausgewählten natürlich befallenen Flächen (Apr 2017: Feldmaikäfer, Grünland, 23 Engerlinge m-2; Mai 2017: Feldmaikäfer, Grünland, 40 Engerlinge m-2; Aug 2017: Waldmaikäfer, Laubwald, 9 Engerlinge m-2). Abb. 4: Nettomethanflüsse im Mesokosmen-Experiment an zwei ausgewähl- ten Messtagen für zwei Vegetationstypen. Eine negative Zahl bedeutet, dass der Boden CH4 aus der Atmosphäre aufnimmt (Befallsstufe 0: Kontrolle, keine Larven; Befallsstufe 1: 4 Larven m-2 ab November 2016, aufgestockt auf 8 Larven m-2 im Juni 2017; Befallsstufe 2: 4 Larven m-2 ab November 2016, aufgestockt auf 16 Larven m-2 im Juni 2017). Alle Urheberrechte an den Abbildungen liegen bei der Erstautorin. AKUSTIK DER LARVEN Es wurden hauptsächlich Fraß- und Bewegungsgeräusche von Engerlingen aufgenommen. Allerdings konnte der erste akustische Nachweis für Stridulation bei Maikäfer-Engerlin- gen erbracht werden (Abb. 2). Stridulation ist die absichtli- che Erzeugung von Lauten zur Kommunikation, im Fall der Mai käfer-Engerlinge durch das Aneinanderreiben der Mund- werkzeuge (Mandibeln). Die Bedeutung der Laute ist noch unbekannt, aber sie scheinen artspezifisch zu sein. Sie eröffnen daher die Möglichkeit der Entwicklung einer nicht- invasiven, artspezifischen Monitoringmethode für bodenle- bende Käferlarven (Harvey et al., 2011). Im nächsten Schritt soll untersucht werden, ob die akustische Aktivität der Engerlinge mit den CH4-Emissionen – als Proxy für die meta- bolische Aktivität der Engerlinge – korreliert. METHAN-EMISSIONEN DER LARVEN Den Methanogenen im Engerlingdarm steht nur das durch die Engerlinge gefressene Pflanzenmaterial zu Verfügung. Es ist daher davon auszugehen, dass die produzierten CH4-Mengen in Abhängigkeit vom Larvenstadium, Larvenak- tivität und vorhandener Vegetation variieren. Die Methan- flüsse pro Engerling lagen bei 1 – 4 µg CH4 h-1. Da auf befalle-

BEREICH LANDSCHAFTSARCHITEKTUR TÜRKISCHE MIGRANT_INNEN UND IHRE NUTZUNG VON FREIRÄUMEN Kulturelle Vielfalt ist seit vielen Jahren ein vertrautes Bild in unseren städtischen Parks. Jedoch gibt es in Deutschland bisher sehr wenig wissenschaftlich fundierte Forschung über die Bedürfnisse und Anforde- rungen von Migrantinnen und Migranten an den öffentlichen Freiraum. Dabei stellen sich folgende Fragen: Welche Art von Freiraum brauchen Menschen, die einen anderen kulturellen Hintergrund besitzen? Was nutzen Sie gerne, wo fühlen sie sich wohl? Haben unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Vorlieben im öffentlichen Raum, nutzen sie ihn ggf. auf verschiedene Art und Weise? Um diesen Fragen nach zugehen, haben wir an der Hochschule Geisenheim 2015 ein Pilotprojekt gestartet und mit der größten Zuwanderergruppe, den türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten, begonnen. Abb. 5: Spielplätze als Treffpunkt für Migrant_Innen.

BEREICH LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Abb.1: Lieblingsorte der türkischen Befragten, differenziert nach Gender (in %N) Abb. 2: Begleitung beim Besuch von Freiräumen (Mehrfachnennungen, % - Anteile von Gender) Abb. 3: Motivation; Vergleich Werktag /Wochenende (in % N) tags für die türkischen Zuwanderer und ihre Familien. Weite- re Aspekte, die die besondere Bedeutung von städtischen Freiräumen belegen, sind die hohe Aufenthaltsdauer und die häufige Frequentierung von städtischen Freiräumen. 2. ZUR BEDEUTUNG VON GEMEINSCHAFTEN Kulturspezifische Verhaltensweisen werden in Sozialwis- senschaften als sog. „Kulturdimensionen“ beschrieben. Ein Aspekt dabei ist, ob Gesellschaften eher individualistisch, wie die deutsche Gesellschaft, oder kollektivistisch geprägt sind, wie z. B. die türkische Gesellschaft.3 Zu den kollektivistischen Gesellschaften gehören Menschen, die eher in Gruppen leben, für die Familie, Verwandtschaft oder andere Kulturgruppen wichtige Bestandteile ihrer Iden- tität darstellen. Beatrice Hecht-El Minshawi schreibt: „Musli- me denken und handeln im Kontext der Gemeinschaft (der Familie, der Binnengruppe, der Moscheegemeinde, der Kolle- genschaft und so weiter).“4 Auch in der Freiraumnutzung unserer Untersuchungsgruppe wird offensichtlich, dass Familie und Verwandtschaft einen sehr hohen Stellenwert haben und ebenso der Freundes- kreis eine herausragende Rolle spielt: Wenn Türken und Tür- kinnen draußen sind, sind sie meist mit anderen Menschen zusammen: zu zweit zu dritt, aber auch in großen Gruppen von bis zu zwanzig Personen, wie uns in Fokusgruppen be- richtet wurde. Der besondere Stellenwert von Gemeinschaften zeigt sich auch bei vielen anderen Fragen, so auch bei der Motivation, d.h. der Frage, warum man Freiräume aufsucht. Über ein Drittel der Antworten (128 N) beziehen sich auf das Thema „Geselligkeit und Kommunikation“. Hier wird noch einmal die enorm hohe Bedeutung von Gemeinschaften belegt:5

BEREICH WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN DER GETRÄNKE GEISENHEIMER WEINMARKTANALYSE: STRUKTUR UND ABSATZKANÄLE DER SELBSTVERMARKTENDEN WEINGÜTER Die deutsche Weinbranche befindet sich in einem anhaltenden Strukturwandel, durch den immer weniger Betriebe die konstante deutsche Rebfläche bewirtschaften. Gleichzeitig hat sich das Einkaufsverhalten der Konsumenten verändert, welches Auswirklungen auf die Handelsstruktur von deutschem Wein hat. Die genauen Auswirkungen dieser Veränderungsprozesse für die selbstvermarktenden Winzer sind aber bisher nur teilweise bekannt. Während über das Haushaltspanel der GfK vorwiegend Informationen über den Weinabsatz im Lebensmitteleinzelhandel vorliegen, existieren über die für die Wertschöpfung der Betriebe wichtigen Absatzkanäle Direktvermarktung, Fachhandel und Gastronomie bisher widersprüchliche Informatio- nen. Das Institut für Betriebswirtschaft und Marktforschung hat deshalb mit Unterstützung der Branchenver- bände und des DWI eine Erzeugerbefragung aufgebaut, um Absatzanteile und Preise über die verschiedenen Absatzwege zu ermitteln. Nach einem Jahr der repräsentativen Befragung von über 1.000 Weingütern können erste Ergebnisse zur Betriebsstruktur und der Bedeutung der Absatzkanäle für die selbstvermarktenden Winzer vorgestellt werden. Abb. 1: Betriebsstruktur der selbstvermark- tenden Weingüter in Deutschland (2015).

BEREICH WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN DER GETRÄNKE Zahl der Betriebe Volumen Qualitätswein in hl absolut Prozent Pfalz Rheinhessen Mosel Franken Rheingau Baden Württemberg Nahe Saale-Unstrut Mittelrhein Sachsen Hessische Bergstraße Ahr Summe 1.115 1.405 1.936 807 385 466 527 335 73 110 43 29 52 7.283 15 19 27 11 5 6 7 5 1 2 1 0 1 absolut 491.822 424.779 299.306 216.057 160.390 130.872 120.275 115.190 38.276 18.571 15.749 12.078 10.961 2.054.325 Prozent 24 21 15 11 8 6 6 6 2 1 1 1 1 Tab. 1: Anzahl der selbstvermarktenden Betriebe und geprüfte Qualitätswein- menge nach Anbaugebiet (2015), Zusammenstellung von Auskünften der Qualitätsweinprüfstellen der Qualitätsweinmenge durch Genossenschaften vermarktet wird. Wichtige Unterschiede treten zu Tage, wenn man die Größen- struktur der Selbstvermarkter näher betrachtet (Abbildung 1). Die Pfalz und Rheinhessen haben beide fast identische Erzeu- gungsstrukturen, bei denen 80% der Selbstvermarkter größer als 5 ha sind und mehr als 95% der angestellten Weinmenge repräsentieren. Diese Größenvorteile erlauben eine sehr effizi- ente Produktion und resultieren in geringeren Produktions- kosten als in den meisten anderen Anbaugebieten. Der Anteil der Selbstvermarktung pro Betrieb ist jedoch in der Pfalz hö- her als in Rheinhessen, wo Fassweinverkauf an Handelskelle- reien eine größere Bedeutung hat. Das genaue Gegenteil stellt die Mosel dar, wo weniger als ein Viertel der Betriebe größer als 5 ha groß sind. Mit fast 2.000 Winzern hat die auch durch die Steillagenbewirtschaftung sehr kleinteilige Mosel die höchste Anzahl von Selbstvermarktern. Durch den Generatio- nenwechsel und Strukturwandel ist hier mit einem Rückgang der Winzerzahl zu rechnen und es bleibt zu hoffen, dass dabei möglichst viel Rebfläche bewirtschaftet bleibt. Andere Anbau- gebiete mit Steillagen wie die Ahr und der Mittelrhein weisen eine ähnlich kleinteilige Struktur auf (Abbildung 1). Der direkte Vergleich vermutlich ähnlicher Anbaugebiete zeigt, dass Württemberg einen wesentlich höheren Anteil an kleinen Ne- benerwerbswinzern hat als Baden. Kein anderes Anbaugebiet als Württemberg hat auch nur annäherungsweise 44% der Betriebe, die kleiner als 1 ha groß sind. Überraschend groß war auch der mit 58% relativ hohe Anteil an Selbstvermarktern un- ter 5 ha im Rheingau, der an der nicht weit entfernten Nahe nur bei 29% liegt. VERMARKTETE WEINMENGE NACH GRÖSSENSTRUKTUR Auf welche Betriebsgrößen entfällt der Großteil der vermarkte- ten Weinmenge? Aus Abbildung 2 wird deutlich, dass die Viel- zahl der kleinen Betriebe nur einen geringen Anteil der Ver- marktungsmenge ausmachen. Genau die Hälfte der deutschen Selbstvermarkter hat eine Rebfläche von weniger als 5 ha – diese Hälfte der Betriebe vermarktet aber nur 14% der Weinmenge der Selbstvermarkter. Im Umkehrschluss ver- marktet die andere Hälfte der größeren Betriebe über 5 ha den Hauptanteil von 86% des Qualitätsflaschenweins. Demnach sind Betriebe über 5 ha am wichtigsten, wenn es um eine re- präsentative Abdeckung des von Weingütern vermarkteten Qualitätsweins geht. REPRÄSENTATIVITÄT DER GEISENHEIMER WEINMARKTANALYSE Wie gut stimmt die Struktur der an der Geisenheimer Wein- marktanalyse teilnehmenden Betriebe mit der Grundgesamt- heit überein und wie hoch ist damit deren Repräsentativität? Die Übereinstimmung der Anteile der teilnehmenden und exis- tierenden Betriebe aus den einzelnen Anbaugebieten ist mit einer Korrelation von 0,97 fast perfekt. Damit gibt die Befra- gung die regionale Struktur einwandfrei wieder. Bezüglich der Betriebsgröße ist die Übereinstimmung mit einer Korrelation von 0,79 gut, aber nicht perfekt. Wie Abbildung 3 zeigt sind kleine Betriebe unterhalb von 5 ha tendenziell unterrepräsen- tiert und große Betriebe über 10 ha überpräsentiert. Dies liegt unter anderem auch daran, dass Winzer im Nebenerwerb eher weniger Interesse für ökonomische Themen und Befragungen haben, aber auch durch weniger gute Onlineabdeckung schlechter per E-Mail erreichbar und in der Adressdatenbank unterpräsentiert sind. Da jedoch Weingüter über 5 ha den Hauptteil der Qualitätsweinmenge vermarkten, kann die Gei- senheimer Weinmarktanalyse als repräsentativ für die ver- marktete Weinmenge angesehen werden. Mögliche Unter- schiede zwischen den Betriebsgrößen können außerdem durch Gewichtung entsprechend der Grundgesamtheit korri- giert werden. ANTEIL DER ABSATZKANÄLE NACH BETRIEBSGRÖSSE Über welche Absatzkanäle vermarkten die Selbstvermarkter in Abhängigkeit ihrer Betriebsgröße? Aus Abbildung 4 wird deutlich, dass die Direktvermarktung an Endverbraucher, ent- weder ab Hof, durch Auslieferung oder Versand, den stärksten Anteil ausmacht. Er liegt für kleine Betriebe bei ungefähr drei Viertel des Absatzes und sinkt mit zunehmender Betriebsgrö- ße auf unter 50%. Interessanterweise liegt der Absatz an die Gastronomie unabhängig von der Betriebsgröße fast konstant bei ca. 12% des Absatzvolumens. Der Absatz über Fachhandel, Export, Lebensmitteleinzelhandel und Onlinevertrieb steigen dagegen mit zunehmender Betriebsgröße. Für die größten Weingüter von über 30 ha ist der Fachhandel der zweitwich- tigste Absatzkanal nach dem Direktvertrieb, gefolgt von Ex- port und Lebensmitteleinzelhandel. ZUSAMMENFASSUNG UND IMPLIKATION ANTEIL DER ABSATZKANÄLE ÜBER DAS VERMARKTETE WEINVOLUMEN Welcher relative Anteil der Absatzkanäle folgt daraus für das Gesamtvolumen von 2,05 Mio. hl, welches von den Weingü- tern als Qualitätswein vermarktet wird? Aus der Gewichtung

BEREICH GARTENBAUWISSENSCHAFTEN UND LOGISTIK FRISCHPRODUKTE „RucolaNfuture“ – WIE KANN DER RUCOLA- ANBAU UNTER ZUKÜNFTIGEN KLIMATISCHEN BEDINGUNGEN MIT VERSCHIEDENEN N-DÜNGEFORMEN OPTIMIERT WERDEN? Die wirtschaftliche Bedeutung von Rucola ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, was sich in stetig zunehmenden Anbauflächen äußert. Neben dem charakteristischen Geschmack von Rucola werden vor allem die wertgebenden Inhaltsstoffe geschätzt. Damit der Verbraucher das beliebte Blattgemüse auch unter zukünftigen Produktionsbedingungen genießen kann, sind diverse Untersuchungen entlang der Wertschöpfungskette von Rucola erforderlich. Hierbei sind prognostizierte klimatische Gegebenheiten zu berücksichtigen. Außerdem werden sich die Anbaumethoden ändern, um den Einsatz von Ressourcen zu optimieren. Dies umfasst einen effizienten Einsatz von Düngemitteln – allen voran Stickstoff – mit möglichen Auswirkungen auf das Pflanzen- wachstum und die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe des Blattgemüses. Wie verhalten sich nun Ertrag und Qualität von Rucola unter zukünftigen Anbaubedingungen mit alternativer Düngestrategie? Abb. 1: Wurzelsystem von je acht repräsentativen Töpfen pro Variante. a=400 ppm CO2. e=800 ppm CO2. NO=100% Nitrat-N. NH=75% Ammonium-N und 25% Nitrat-N (Ammonium-N betonte Form). Tri=Tricia. Be=Bellezia. Foto: Norbert Mayer (Institut für Gemüsebau). 400 ppm CO2 800 ppm CO2 NO3 NH4 NO3 NH4 Tri Be Tri Be Tri Be Tri Be

BEREICH GARTENBAUWISSENSCHAFTEN UND LOGISTIK FRISCHPRODUKTE Der Hauptfaktor CO2-Konzentration wurde innerhalb eines Klimaschrankes konstant gehalten (entweder 400 oder 800 ppm CO2), so dass pro Klimaschrank lediglich die Unterfakto- ren Sorte (`Bellezia´ oder `Tricia´) und N-Form (Nitrat- oder Ammonium-betont) variierten (vgl. Abb. 2). Es gab drei Anbausätze zu je 44-45 Tagen. Von den acht Va- rianten (Abb. 1), die aus jeweils acht Töpfen mit 30 Pflanzen bestanden, wurden wöchentlich die Wachstumsparameter Pflanzenhöhe, Pflanzendurchmesser und Anzahl der Blüten- stände mit mindestens einer offenen Blüte erfasst. Zum Kul- turende wurden Ertragsdaten erhoben, die ober- und unter- irdische Biomasse charakterisiert (z. B. Blattanzahl und Blattfläche, Ausprägung des Wurzelsystems) sowie photo- synthetische Gaswechselmessungen durchgeführt. Zudem wurden nicht-invasiv und durch chemische Analyse wichtige wertgebende Inhaltsstoffe und das C/N-Verhältnis der Blät- ter bestimmt. Die Daten wurden als dreifaktorielle Spaltanlage mit CO2- Konzentration als Hauptfaktor und N-Form sowie Sorte als Unterfaktoren mit drei Wiederholungen statistisch analysiert. PFLANZENPHYSIOLOGIE UND ERTRAGSPARAMETER Erhöhtes CO2 führte zu gesteigerter CO2-Assimilation und verringerter Transpiration und somit zu einer erhöhten photo- syn thetischen Wassernutzungseffizienz. Dies bewirkte eine verringerte Konzentration einiger Mineralstoffe (vor allem Phosphor und Kalium, Daten nicht gezeigt), was auf einen Verdünnungseffekt infolge der höheren Biomasse zurückzu- führen ist. Die Wechselwirkungen zwischen den Faktoren CO2-Konzent- ration, N-Form und Sorte betraf nur die Anzahl der Blüten- stände mit mindestens einer offenen Blüte am Ende des Ex- periments sowie die gesamte Blattfläche pro Topf, die Kohlenstoff (C)- und die Chlorophyllkonzentrationen der Blätter. Daneben gab es zahlreiche signifikante Wechselwirkungen zwischen der N-Form und der Sorte (z. B. oberirdische Frisch- masse, Gehalte an Ascorbinsäure und C; Ergebnisse hier nicht gezeigt). Die meisten beobachteten Effekte beruhten auf der N-Form. Bei Verabreichung des N-Düngers als 75% Ammonium-N und 25% Nitrat-N (Ammonium-betonte N-Düngung) war der Was- serverbrauch und die Wassernutzungseffizienz geringer als bei 100% Nitrat-N. Außerdem resultierte die Ammonium- Abb. 3: Entwicklung der Anzahl an Blütenständen mit mindestens einer offenen Blüte bei zwei Rucola-Sorten unter verschiedenen atmosphäri- schen CO2-Konzentrationen und zwei N-Düngeformen (siehe Abb. 2). a=400 ppm CO2. e=800 ppm CO2. NO=100% Nitrat-N. NH=75% Ammonium-N und 25% Nitrat-N (Ammonium-N betonte Form). Tri=Tricia. Be=Bellezia. Gezeigt werden Mittelwerte (n=3). Verschiedene Buchstaben zeigen statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungen an den jeweiligen Tagen (ANOVA mit Tukey post hoc-Test, alpha = 0,05). Abb. 4: Photosynthetische CO2-Assi- milation (a), Frischmasse pro Topf (b) und Wassernutzungseffizienz (c) von zwei Rucola-Sorten unter verschiede- nen atmosphärischen CO2-Konzentra- tionen und zwei N-Düngeformen (siehe Abb. 1). a=400 ppm CO2. e=800 ppm CO2. NO=100% Nitrat-N. NH=75% Ammonium-N und 25% Nitrat-N (Ammonium-N betonte Form). Tri=Tricia. Be=Bellezia. Abbildungen zeigen Mittelwerte (N=3) und Standardabweichungen. Verschiede- ne Buchstaben über den Balken zeigen statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungen (ANOVA mit Tukey post hoc-Test, alpha = 0,05). 400 ppm CO2 NO3 NH4 Tri Be Tri Be 800 ppm CO2 NO3 NH4 Tri Be Tri Be

BEREICH BIOWISSENSCHAFTEN UNTERSUCHUNGEN ZUR STICKSTOFF-EFFIZIENZ IM WEINBAU Der effiziente Umgang mit Nährstoffen – insbesondere mit Stickstoff – gewinnt in der Landwirtschaft und somit auch im Weinbau immer mehr an Bedeutung. Zum einen fordern rechtliche Rahmenbedin- gungen, wie z. B. die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, eine Reduzierung der Nitratbelastung im Grundwasser und in Oberflächengewässern. Zum anderen ist eine Minderung der Emissionen klimarelevanter Gase aus dem Boden ein wichtiges Ziel bei der Reduzierung der Umweltbelastung durch Stickstoff. Dies gilt sowohl für die mineralische als auch für die organische Düngung. Hinzu kommt das steigende Umweltbewusstsein der Bevölkerung hinsichtlich der Verwendung von Düngemitteln in der Landwirtschaft. Eine verbesserte Stickstoffeffizienz soll zufriedenstellende Erträge bei hoher Qualität und ausreichendem Gehalt an hefeverwertbarem Stickstoff in den Trauben in Verbindung mit einer Minimierung der N-Verluste sicherstellen.

BEREICH BIOWISSENSCHAFTEN Abb. 1: Ertragsdaten aus dem N-Steigerungsversuch (bei Schloss Vollrads) in den Jahren 2012 bis 2015. Die Fehlerbalken zeigen die Standardfehler an. Die Buchstaben zeigen die unterschiedlichen Signifikanzniveaus (p < 0,05). Abb. 2: Aminosäuregehalte der Moste aus dem N-Steigerungsversuch in den Jahren 2012 bis 2015. Die Fehlerbalken zeigen die Standardfehler an. Die Buchstaben zeigen die unterschiedlichen Signifikanzniveaus (p < 0,05). Abb. 3: Ertragsdaten aus dem N-Applikationsversuch (Rüdesheim). Die Fehlerbalken zeigen die Standardfehler an. Die Buchstaben zeigen die unterschiedlichen Signifikanzniveaus (p < 0,05). Abb. 4: Berechnete N-Verwertungseffizienz aus dem N-Applikationsversuch (Rüdesheim). Die Fehlerbalken zeigen die Standardfehler an. Die Buchstaben zeigen die unterschiedlichen Signifikanzniveaus (p < 0,05). EFFIZIENZBERECHNUNG Die Effizienz wurde mit folgender Formel berechnet (nach Moll et al., 1982): N-Verwertungseffizienz (VE) = r N Traube / N appliziert r N Traube = Differenz des N-Gehaltes der Trauben zwischen der Variante und der Kontrolle N appliziert = in der Variante applizierter N STATISTISCHE AUSWERTUNG Zur statistischen Auswertung der Ergebnisse wurde eine Varianzanalyse (ANOVA) durchgeführt. Die Prüfung auf Signi- fikanzen erfolgte mit Hilfe des Tukey post-hoc Testes. ERGEBNISSE UND DISKUSSION N-STEIGERUNGSVERSUCH Die Ertragsergebnisse des N-Steigerungsversuches zeig- ten, dass der Traubenertrag nur marginal von der N-Dünge- menge beeinflusst wurde (Abb. 1). Die Durchschnittserträge von 2012 bis 2015 zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den betrachteten Düngevarianten. Es gab sogar Jahre, wie z. B. das Jahr 2013, in denen die Erträge in den wenig bzw. nicht gedüngten Varianten höher ausfielen, als in den Varianten mit hohem Düngungsaufwand. Linsenmei- er & Löhnertz (2007) begründen dies mit dem zunehmen- den Botrytis-Druck bei steigender N-Düngermenge und dem damit verbundenen Ertragsverlust in Versuchsgliedern mit hoher N-Düngung. Die sog. Agronomische Effizienz der Rebe, die den Einfluss der Düngung auf den Ertrag be- schreibt, war im Untersuchungszeitraum demzufolge nur gering ausgeprägt und nahm mit zunehmender N-Dünger- menge ab. Bei Betrachtung der N-Einlagerung in die Traube in Form von Aminosäure-N im Most in Abhängigkeit von der Düngermen- ge zeichnete sich ein anderes Bild ab (Abb. 2). Die Daten be- legen, dass die N-Einlagerung in die Traube stark von der Düngergabe abhängig ist und mit zunehmender Menge an- steigt. Wenn man davon ausgeht, dass ein Aminosäu- re-N-Gehalt im Most von 150 mg L-1 für eine gute Vergärung notwendig ist (Bell & Henschke, 2005), wird deutlich, dass dieser Wert bei der Nulldüngung im Durchschnitt der Jahre nicht erreicht wurde. Die 30/00 Variante zeigte im Mittel der Jahre tendenziell hö- here Aminosäurewerte im Vergleich zu der 00/60 Variante.

AUF EINEN BLICK WEITERE FORSCHUNGSPROJEKTE EINFLUSS VON NICHT-SACCHAROMYCES-HEFEN AUF DIE FREISETZUNG VON FRUCHTIGEN THIOLEN UND EXOTISCHEN AROMEN WÄHREND SEQUENZIELLER FERMENTATION Nicht-Saccharomyces-Hefen finden in den letzten Jahren mehr Beachtung in der Weinbereitung, da einige der dazuge- hörenden Hefearten über die Fähigkeit verfügen, bestimmte qualitätsfördernde Stoffwechselprodukte, insbesondere sehr ansprechende Aromastoffe, in deutlich höheren Mengen zu bilden. In einem spanisch-deutschen Forschungsprojekt wurde deshalb das Bildungspotenzial von Nicht-Saccha- romyces-Hefen für flüchtige Thiole, wie 3-Sulfanylhexanol (3- SH) und 4-Mercapto-4-sulfanyl-pentan-2-on (4-MSP), die zum fruchtigen exotischen Aroma in Weinen aus bestimmten Weißweinsorten beitragen, untersucht. Die Hefeart Torulas- pora delbrückii war zuerst im Fokus der Betrachtung. Die se- quenziellen Fermentationen mit T. delbrückii führten zu einem positiven Effekt bei mehreren Qualitätsparametern und zu ei- ner deutlich erhöhten Bildung der flüchtigen Thiole, 3-SH und 4-MSP. Das Gen IRC7, welches für eine Freisetzung der Thiole aus cysteinylierten Präkursoren bereits in Saccharomyces cerevisiae nachgewiesen wurde, konnte auch in T. delbrückii identifiziert werden. Die Untersuchungen bestätigen somit ein hohes Potenzial der Hefe T. delbrückii für die Intensivie- rung fruchtiger und exotischer Weinaromen. Die Forschungsarbeiten werden fortgeführt und basieren auf einer Kooperation des Instituts für Mikrobiologie und Bioche- mie der Hochschule Geisenheim (Beata Beisert & Doris Rauhut) und drei spanischer Institutionen: Department of Microbiology, Biology Faculty, Complutense University of Madrid (Ignacio Belda, Javier Ruiz, Domingo Marquina & Anto- nius Santos), Agrovin, S.A., Alcázar de San Juan, Ciudad Real (Eva Navascués), Department of Food Technology, Escuela Técnica Superior de Ingenieros Agrónomos, Polytechnic Uni- versity of Madrid, Ciudad Universitaria S/N (Fernando Cal- derón, Santiago Benito & Eva Navascués). Prof. Dr. Doris Rauhut Institut für Mikrobiologie und Biochemie doris.rauhut@hs-gm.de

AUF EINEN BLICK WEITERE FORSCHUNGSPROJEKTE WASSER IM WEIN? Die teilweise Alkoholreduzierung von Wein mittels physikali- scher Verfahren ist durch die EU VO 606/2009 und 144/2013 zulässig. Der Ausgangsalkoholgehalt darf unter bestimmten Voraussetzungen um bis zu 20% reduziert werden. Mittler- weile haben sich verschiedene Techniken etabliert, mit de- nen der Alkoholgehalt gezielt reduziert werden kann. Diese basieren entweder auf destillativen Verfahren oder auf Membranprozessen. Diese neuen oenologischen Verfahren können allerdings die Ergebnisse der relativ komplexen Un- tersuchungen zur Authentizität von Wein verändern. Unklar war bisher, inwieweit diese Verfahren Einfluss auf das O16/18 Sauerstoffisotopenverhältnis haben. Dieser Parameter kann zum analytischen Nachweis einer unzulässigen Wasserzu- gabe herangezogen werden. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Instituto National de Vitivinicultura Mendoza (Ar- gentinien) wurden daher verschiedene Weine untersucht, die mittels osmotischer Destillation im Alkoholgehalt redu- ziert wurden. Es zeigte sich, dass das O16/18 Isotopenverhält- nis – je nach Prozessparametern – so verändert wurde, dass eine Wasserzugabe von bis zu 9% vorgetäuscht wurde. Dr. Matthias Schmitt Prof. Dr. Monika Christmann Institut für Oenologie WEINTOURISMUS – NEUE STUDIE UNTERSUCHT KOMPLETTE WERTSCHÖPFUNGSKETTE Im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojektes unter- sucht die Hochschule Geisenheim gemeinsam mit dem Deut- schen Weininstitut und mit lokalen Weinbauverbänden das Thema Weintourismus aus unterschiedlichen Perspektiven. Aus Sicht der Projektleitung sind diese Untersuchungen ein- zigartig. Als Besonderheiten des Projektes sind vor allem die NICHT wie Aspekte zu nennen: (i) Nicht nur ausgewählte Regi- onen, sondern alle deutschen Weinanbaugebiete wurden in diese Untersuchungen einbezogen, um die wirtschaftliche Bedeutung auf nationaler Ebene analysieren zu können bzw. die Touristenprofile ganzheitlich zu beschreiben. (ii) Die Unter- suchungen erfolgten entlang der kompletten Wertschöp- fungskette, indem sowohl Produzenten als auch Konsumen- ten befragt wurden. Die Studie besteht aus drei Teilprojekten: So wurden insgesamt mehr als 4.000 Touristen in allen deut- schen Anbauregionen befragt. Hinzu kommt eine online Befra- gung von ca. 700 Weingütern sowie eine Serie von Einzelinter- views mit 200 Betrieben, die erfolgreich vom Tourismus profitieren. Die ersten Ergebnisse wurden im November 2017 präsentiert, der Schlussbericht der drei Teilstudien wird Ende des Jahres 2018 zur Verfügung stehen. Prof. Dr. Gergely Szolnoki Maximilian Tafel M.Sc. Institut für Wein- und Getränkewirtschaft gergely.szolnoki@hs-gm.de

ABGESCHLOSSENE PROMOTIONEN G-SCHAFFT ERFOLGREICHER ABSCHLUSS DER PROMOTION VON DR. AGR. DOMINIK MARIA SCHMIDT Herr Dr. Dominik Maria Schmidt studierte Getränketechnolo- gie an der Hochschule Geisenheim University und der Jus- tus-Liebig-Universität Gießen und schloss dies 2013 mit ei- nem „Master of Science” ab. Die Forschungen zu seinem anschließenden Promotionsvorhaben fanden im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojektes ROENOBIO – Robuste Energie-Optimierung bei Gärprozessen in der Produktion von Biogas und Wein – statt. In diesem Verbund, bestehend aus den Universitäten Trier (Prof. V. Schulz), Würzburg (Prof. A. Borzi) und der HGU (Prof. K. Velten), zielte das Teilprojekt der HGU auf die detaillierte, räumliche und zeitliche Modellierung und Simulation der Gärprozesse ab, um damit das übergeord- nete Ziel, die Prozesse hinsichtlich des Energieaufwands zu optimieren, anzugehen. Die Dissertation mit dem Titel „Untersuchung der Zweipha- senströmung in industriellen Weingärtanks mit CFD-Metho- den“ wurde im Sommer 2017 erfolgreich verteidigt und mit der Note „magna cum laude“ bewertet. In seiner Dissertation behandelt Dominik Schmidt zwei grö- ßere Themenfelder im Umfeld der Vergärung von Weißwei- nen: Homogenität und Kühlung. Methodisch setzt er dabei |u| (m s−1) 0,056 0,042 0,028 0,014 0 t = 0 s ω = 100 % 120 s 82,4 % 360 s 44,8 % 720 s 24,3 % 1200 s 10,5 % 1800 s 2,7 % (a) a = 1,265 m, b = 6,214 m, A Pillow = 7,864 m2 t = 0 s ω = 100 % 120 s 92,1 % 360 s 74,4 % 720 s 60,9 % 1200 s 49,4 % 1800 s 38,4 % (b) a = 3,052 m, b = 1,902 m, A Pillow = 5,805 m2 Abb. 4.43: Untedschiedliche Entwicklung ded Tempedatudvedteilung bei Kühlung wähdend Unterschiedliche Entwicklung der Temperaturverteilung bei Kühlung während der Lagerung, dargestellt über die Isofläche des gekühlten Volumens (∂T =1 × 10−3 °C, hellblau: Kühlfläche). (a) Variante einer breiten, flachen Kühlfläche und (b) einer schmalen, hohen Kühlfläche der Parameterstudie. auf den Einsatz von 3D-Strömungssimulationen (CFD, com- putational fluid dynamics) – ein Forschungsbereich, der mit steigender Rechenleistung für immer detailliertere Einblicke in Prozesse sorgt. Dominik Schmidt konnte in seiner Arbeit anhand von Simulationen zeigen, dass die Strömungsimpul- anhand von Simulationen zeigen, dass die Strömungsimpul- se natürlich aufsteigender CO2-Blasen auch bei Weintanks -Blasen auch bei Weintanks mit einem Volumen von 10.000 L ausreichend sind, um ein ho- mit einem Volumen von 10.000 L ausreichend sind, um ein ho- mogenes Gärmedium herzustellen. Aufbauend auf diesen mogenes Gärmedium herzustellen. Aufbauend auf diesen Methoden und Erkenntnissen zeigte er Optimierungspotenti- Methoden und Erkenntnissen zeigte er Optimierungspotenti- ale in den Bereichen Energiebedarf, Temperaturhomogenität und Materialbedarf auf, die allein durch Variation der Kühl- mantelabmessungen möglich sind. Dabei diskutierte er an- hand einer Pareto-Optimierung exemplarisch die Frage, wel- che Konfiguration ein Anwender aus einer Menge optimaler Lösungen wählen sollte, um praxisnahen Anforderungsprofi- len gerecht zu werden. Einige dieser Ergebnisse wurden bereits vor Abschluss der Promotion u.a. in der Fachzeitschrift Food and Bioproducts Processing unter dem Titel „Numerical simulation of bubble flow homogenization in industrial scale wine fermentations“ veröffentlicht oder auf Konferenzen unterschiedlicher Fach- richtungen wie Oenologie, Mathematik und Optimierung oder CFD präsentiert. Im direkten Anschluss an seine Promotion hat Dominik Schmidt eine Postdoktoranden-Stelle an der Hochschule Gei- senheim zur Etablierung des Forschungsbereiches Bioinfor- matik / Angewandte Statistik (BiaS) angetreten. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeiten steht damit weiterhin die Analyse, Optimierung und Visualisierung von Daten aus unter- schiedlichsten Bereichen, z. B. aus dem Sektor der virtuellen Pflanzen im Rahmen des internen Forschungsprojektes „Digi- talCrops“ oder zur Seneszenz-Modellierung in Kooperation mit der TU Braunschweig (Prof. O. Richter). Dominik Schmidt hat seine Dissertation in der Reihe „Geisenheimer Berichte“ (Band 87) veröffentlicht. Darüber hinaus ist er bereits an sie- ben Publikationen, davon drei in den referierten Zeitschriften Computers and Electronics in Agriculture, Food and Biopro- ducts Processing und Food Technology and Biotechnology Journal und zwei in referierten Konferenz-Proceedings zum OIV World Congress of Vine and Wine, beteiligt. Wir gratulieren Herrn Dr. Schmidt zu seiner exzellenten Leis- tung und wünschen ihm für die berufliche und private Zu- kunft alles Gute!

ABGESCHLOSSENE PROMOTIONEN G-SCHAFFT ERFOLGREICHER ABSCHLUSS DER PROMO- TION VON DR. AGR. ANDRÉ HOFFMANN Spätfröste können im Frühling zum Verlust jung ausgetrie- bener Rebentriebe und damit zum Ernteverlust führen. Mit der Verfrühung des Austriebs im Zuge des Klimawandels stellt der Spätfrost weiterhin eine Gefahr für den deutschen Weinbau dar. Der Titel der Dissertation lautet „Die Spätfrostgefährdung und Frostresistenz der Weinrebe (Vitis vinifera L.) unter der Berücksichtigung technischer Abwehrmöglichkeiten von Frostschäden durch Windmaschinen“. 1. Gutachter: Prof. Dr. H.-P. Schwarz, HGU; 2. Gutachter: Prof. Dr. B. Honermeier, JLU Gießen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Schadfaktoren des Spätfrosts bei Reben zu definieren, zu charakterisieren und zu quantifizieren, um die Risiken der Spätfrostgefährdung von Weinreben für den Anbaustandort Deutschland bere- chenbar machen zu können. Während die Einflüsse von Topographie und Kaltluftverhal- ten auf das Mikroklima als Schadfaktoren bereits umfas- send erforscht sind, ist die Frage nach gefährlichen Tempe- raturschadschwellen beim Spätfrost bisher weitgehend unbeantwortet geblieben. Im Ergebnis konnten folgende Thesen bestätigt werden: – Die Gefährdung der Rebe durch Spätfrosteinwirkung wan- delt sich im Entwicklungsverlauf: Mit zunehmendem Ent- wicklungsstadium steigen die Temperaturschadschwellen an, bis sie ab dem Entfalten der Blätter (BBCH 11) ein gleich bleibendes hohes Niveau erreichen. Eine reale Gefährdung ist frühestens ab dem eigentlichen Austrieb (BBCH 09) ge- geben. – Die Rebsorte hat bei gleichem Entwicklungsstadium unter Spätfrostbedingungen keinen Einfluss auf die Kälteresis- tenz der Weinrebe. – Der Einfluss der Sorte äußert sich im phänologischen Aus- triebsverhalten der Reben mit Unterschieden von mehre- ren Tagen. Besonders Hybridsorten mit Vitis amuren- sis-Erbgut neigen zu einem sehr frühen Austrieb. – Die in Deutschland gängigen Rebsorten liegen in ihrem zeit- lichen Austriebsverhalten jedoch eng beieinander. Der Ein- fluss auf den statistischen Gefahrenzeitraum vom Austrieb bis zur Singularität der Eisheiligen ist deshalb gering. Ledig- lich in Jahren mit einem extrem späten Vegetationsbeginn haben die Rebsorten-Varianzen des Austriebs einen nen- nenswerten Einfluss auf die Eliminierung des Gefahrenzeit- raums. – Die nach einem Frostschaden austreibenden Beiaugen können wegen ihrer geringen Fruchtbarkeit den mengen- mäßigen Verlust an Trauben nicht ersetzen. Aufgrund der verspäteten Reife sind diese Beiaugentrauben auch quali- tativ nicht in der Lage, den Ausfall des Traubenertrags durch Frostschaden zu kompensieren. Die Erfahrungen mit Methoden der Frostschadensabwehr sind im deutschen Weinbau noch deshalb relativ gering, weil unter mitteleuropäischen Anbaubedingungen bisher die Bekämpfung biotischer Schaderreger, insbesondere von Pilzkrankheiten im Fokus steht. Da im Zuge des Klimawan- dels die Variabilität des Wetters und damit die abiotischen Schadensgefahren für die Weinrebe zunehmen, muss es zukünftig Aufgabe für Wissenschaft und Weinbauberatung sein, das Wissen darüber den weinbaulichen Praktikern zu vermitteln, um diese in die Lage zu versetzen, auf diese Be- drohung angemessen reagieren zu können. Wir gratulieren Herrn Dr. Hoffmann zu seiner hervorragen- den Leistung und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!

EXTERNE PROMOTIONEN EINFLUSS WEINBAULICHER UND KLIMA TISCHER BEDINGUNGEN AUF DIE BILDUNG DES UNTYPISCHEN ALTERUNGSTONS (UTA) IM WEIN PROMOTION VON HERRN MARCO PFLIEHINGER ZUM DR. AGR. AN DER JLU GIESSEN 1. GUTACHTER: PROF. DR. SVEN SCHUBERT, JLU GIESSEN 2. GUTACHTER: PROF. DR. OTMAR LÖHNERTZ, HGU Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich mit der Bildung des Untypischen Alterungstons (UTA) bei Weißwein als Folge der Anwendung unterschiedlicher weinbaulicher Maßnahmen. Neben einem Freilandversuch wurde eine neuartige Ver- suchanordnung in Form eines Gefäßversuches realisiert. Ex- perimentelle Basis des Gefäßversuches im Freiland waren in die Erde eingegrabene Großcontainer (Fassungsvermögen: 240 Liter). Dieser Versuchsaufbau ermöglichte eine gezielte und differenzierte Belichtung sowie eine spezifische Wasser- und Nährstoffversorgung der Reben, um diese gezielt unterschiedlichen Stresssituationen auszusetzen. Gepflanzt wurden die Sorten Müller-Thurgau (Vitis vinifera) und Niagara (Vitis labruscana). Die Sorte Niagara wurde aus- gewählt, da sie bereits in der Traube die für das UTA-Aroma verantwortliche Leitsubstanz 2-Aminoacetophenon (2-AAP) bildet. So sollte untersucht werden, ob sich die Menge an 2-AAP in den Niagara-Trauben nach Stresseinwirkung auf die Pflanze verändert und ob es auf physiologischer Ebene Ana- logien zur 2-AAP-Bildung in V. vinifera gibt. Die Zunahme an abiotischem Stress führte zu erhöhten 2-AAP-Konzentrationen: Die Bildung von 2-AAP bei Müller-Thurgau wurde im Gefäß- versuch am stärksten durch die N-Düngung beeinflusst. Bei einer Düngung mit 75 kg N/ha und Jahr stieg im Vergleich zu einer Düngung mit 25 kg N/ha und Jahr die Konzentration von 2-AAP an. Stresssituationen der Rebe (Stickstoffmangel, Trockenheit, hohe UVB-Strahlung) führten nicht grundsätzlich zu einer er- höhten Bildung von 2-AAP. Allerdings verursachte Wasser- mangel nach Reifebeginn der Trauben gesteigerte 2-AAP-Konzentrationen. In Kombination mit erhöhter Dün- gung wurde dieser Effekt noch verstärkt. Eine gesteigerte Konzentration an Indolessigsäure sowie ein verringertes antioxidatives Potential im Wein führten zu ei- nem Anstieg von 2-AAP. Die Menge an freier lndolessigsäure, die nach der Gärung vorlag, hatte keinen Einfluss auf die Bildung von 2-AAP. Ebenfalls führte eine stärkere Abnahme von freier lndoles- sigsäure während der Lagerung der Weine nicht zwangsläu- fig zu erhöhten Konzentrationen an 2-AAP. Im Falle hoher Konzentrationen an lndolessigsäure war es bei ausreichen- der Umsatzrate möglich, dass 2-AAP nahe der Geruchs- schwelle gebildet wurde. Auch das natürliche antioxidative Potential des Weines hatte bei diesen Versuchen nur einen geringen Einfluss auf die Bildung von 2-AAP. In Modell-Lösungen führte eine Erhöhung des antioxidativen Potentials (durch Zusatz von Ascorbinsäure zum Wein) zu einer verringerten Bildung von 2-AAP aus lndolessigsäure. Die Zunahme von abiotischem Stress führte zu UTA-ähnli- chen Fehltönen: Weine aus einer N-Mangelanlage wurden als „UTA-Weine“ angesprochen, obwohl die UTA verursachende Aromakom- ponente 2-AAP fehlte. Daher wird angeregt, den beschriebe- nen Weinfehler, der sensorisch ähnlich wie UTA angespro- chen wird, neu zu definieren. Aufgrund der möglichen Induktoren wird hier der Begriff „Stresston“ vorgeschlagen. Bisher sind die für den „Stresston“ verantwortlichen Aroma- komponenten völlig unbekannt. Die Ursachen für diesen Fehlton sind denen der UTA -Bausteine allerdings sehr ähn- lich. Wir gratulieren Herrn Dr. Pfliehinger zu seiner hervorragen- den Leistung und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!

EXTERNE PROMOTIONEN UNTERSUCHUNGEN ZUM LENK - VER HALTEN EINES FAHRERLOSEN TRÄGERFAHRZEUGS MIT STACHEL- WALZENANTRIEB FÜR WEINBAU- STEILLAGEN PROMOTION VON HERRN DAVID BRUNNER ZUM DR. AGR. AN DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN 1. GUTACHTER: PROF. DR. H. BERNHARDT, TU MÜNCHEN 2. GUTACHTER: PROF. DR. H.-P. SCHWARZ, HGU Seit vielen Jahren ist die Bewirtschaftung von extremen Weinbausteillagen stark rückläufig. Dieser Trend erfasst auch Weltkulturerbelagen. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, sind neben gesellschaftspolitischen Maßnahmen auch Verbesserungen in der Steillagenmechanisierung not- wendig. Einen Beitrag dazu stellt „Geisi“ dar, ein fahrerloses Träger- und Antriebsfahrzeug mit Stachelwalzen für Wein- bausteillagen. Die Untersuchung und Bewertung des Lenk- verhaltens dieses Versuchsträgers ist Gegenstand der vor- liegenden Arbeit. Dabei werden die Skid- oder Panzerlenkung und die Knicklenkung einander gegenübergestellt und im Hinblick auf Radschlupf und Materialbelastungen verglichen. Die Recherchen bestätigen das Potential eines Steillagen- fahrzeugs mit Stachelwalzen. Für dessen Realisierung wur- de auf Antriebsachsen des Brielmaier Einachsmähers Q1 zurückgegriffen. Es wurden drei Prototypen aufgebaut: Geisi I, indem zwei Antriebsachsen über einen starren Rahmen zu einem Fahrzeug mit Skidlenkung verbunden wurden; Geisi II, ebenfalls mit zwei Achsen, die mittels eines Zentralholms mit Knickgelenk kombiniert sind, sowie Geisi III mit drei Ach- sen und einer hybriden Lenkung aus Skid- und Knickelemen- ten. Geisi III erwies sich schon in Vorversuchen als schlecht manövrierfähig und zu groß. Untersuchungen zu dieser Vari- ante wurden daher nicht weiterverfolgt. Parallel zum Aufbau des Fahrzeugs und zur Entwicklung der Steuerung erfolgte die Installation der Messtechnik und -sensorik in Form eines SoMat-eDAQ-Messverstärkers und -Datenloggers zur Aufzeichnung von DMS-Messsignalen, ei- nes Lenkwinkelsensors, einer Lichtschranke je Antriebswal- ze zur Erfassung der Radstreckenimpulse, sowie eines RTK-fähigen Trimble-FmX-Navigationsmoduls zur genauen Positions- und Beschleunigungserfassung, bzw. auch zur späteren selbsttätigen Navigation des Versuchsträgers. Mit den aufgebauten Prototypen und der messtechnischen Installationen konnten Versuchsfahrten durchgeführt wer- den. Im Fokus standen hierbei Kreisfahrten, zunächst in den Variationen Skidlenkung und Knicklenkung. In diesen Versu- chen wurden die Grenzen der Einsatzfähigkeit der Skidlen- kungsvariante schnell deutlich: Die guten Traktionseigen- schaften setzen den für die Skidlenkung notwendigen seitlichen Rutschbewegungen so viel Widerstand entgegen, dass anstelle eines Drehens auf der Stelle bestenfalls eine Kurvenfahrt entlang eines Kreises mit neun Metern Durch- messer möglich ist. Dabei treten mit 100 bis +40 Prozent Radschlupf für einen sicheren Betrieb am Steilhang inakzep- tabel hohe Werte auf. Weitere Kreis- und Achterparcours-Fahrversuche wurden daher nur noch mit dem Knicklenker unternommen. Variiert wurde hierbei neben dem gefahrenen Kreisradius auch der Status des hydraulischen Stromteilers zwischen „aktiviert“ und „Freilauf“. Diese Versuche haben die gute Funktion des Lenkwinkelreglers und die mit einem minimalen Wendekreis von drei Metern sehr gute Manövrierfähigkeit gezeigt. Auch die meist um den Faktor zwei bis fünf niedrigere Materialbe- lastung im Verhältnis zur Skidlenkung bei vergleichbaren Kreisdurchmessern wurde bestätigt. Die Zuschaltung des Stromteilers bewirkt eine Erhöhung sowohl des Schlupfs als auch der Materialspannungen. Das Niveau der Werte lag je- doch trotzdem näher bei dem der Knicklenkung ohne Strom- teiler als bei dem der Skidlenkung. Allerdings wurde festge- stellt, dass auch mit der Knicklenkung punktuelle Spannungsspitzen auftreten können, die die Werte der Skid- lenkung sogar übertreffen. In einem letzten Versuch konnte gezeigt werden, dass für den fahrerlosen Betrieb das Fahrzeug nicht nur über die Fernbedienung vom Benutzer gesteuert werden kann, son- dern der Versuchsträger auch in der Lage ist, die Lenkbefeh- le von einem ISOBUS-konformen Navigationsmodul zu über- nehmen und umzusetzen. Mit einer Umstellung des bis jetzt zweimal jeweils auf ein Walzenpaar wirkenden Fahrantriebs auf Einzelwalzenantriebe könnten in einer zukünftigen Wei- terentwicklung des Versuchsträgers die Radschlupfwerte beim Lenken und die Feinfühligkeit der Steuerung nochmals verbessert werden. Somit steht mit dem Geisi eine neue und ausbaufähige Steillagenmechanisierungslösung zur Verfü- gung, die zukünftig eine flexible Alternative zu bisherigen Seilzuglösungen darstellen kann. Wir gratulieren Herrn Dr. Brunner zu seiner hervorragenden Leistung und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!

EXTERNE PROMOTIONEN ENTWICKLUNG EINES SELBST- FAHRENDEN TRANSPORT- UND ANTRIEBSFAHRZEUGES ZUR UNTERSTÜTZUNG VON ARBEITEN IN WEINBAUSTEILLAGEN PROMOTION VON HERRN SANDOR HUM ZUM DR. AGR. AN DER JUSTUS LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN 1. GUTACHTER: PROF. DR. H.-P. SCHWARZ, HGU 2. GUTACHTER: PROF. DR. B. HONERMEIER, JLU GIESSEN Der traditionelle Steillagenweinbau in Deutschland unterliegt seit längerem einer schweren Krise, da die Produktionskos- ten aufgrund des hohen Arbeitsaufwands in Form von Hand- arbeit gegenüber den Produktionskosten in Direktzuglagen ein Vielfaches übersteigen. Darüber hinaus ist es schwierig, noch motivierte und geeignete Arbeitskräfte für diese schwere und gefährliche Arbeit zu finden. Ansätze zur Mechanisierung der Steilhangbewirtschaftung gibt es bereits durch seilzuggeführte Steillagenmechanisie- rungssysteme (SMS) und Raupenmechanisierungssysteme (RMS), doch auch mit diesen Systemen ist die Bewirtschaf- tung nach wie vor kosten- und arbeitsintensiv, da die ge- nannten Systeme nicht nur permanent zwei Fachkräfte be- nötigen, sondern Rebschnitt und Ernte auch weiterhin von Hand durchgeführt werden müssen. Zur vollständigen Me- chanisierung durch die Einführung einer Minimalschnitt-Re- berziehung fehlen jedoch die passenden Steilhangträger- systeme. Deshalb war es das Ziel dieser Arbeit, ein selbstfahrendes Fahrzeug zu konstruieren, das im seillosen Betrieb alle anfallenden Arbeiten in einem mechanisierten Steillagenweinbau bewältigen kann. Ausgehend vom bestehenden Walzensystem mit innenlie- gendem Motorantrieb des BRIELMAIER Motormähers wurden ein zwei- und ein dreiachsiger Prototyp entwickelt. Dazu wurde ein Fahrzeugrahmen aus Stahlträgern konstruiert und das Fahrzeug mit einer Lenkung versehen. In der Ent- wurfsphase im CAD wurden die Konstruktionen mittels der Finite-Elemente-Methode auf ihre Belastbarkeitsgrenzen untersucht. Im Laufe des Projekts wurde von einer Brems- lenkung zur Knicklenkung gewechselt, da der hohe Schlupf der Bremslenkung die Stabilität des Fahrzeugs am Berg zu sehr beeinträchtigt. Die neuentwickelte Maschine erfüllt die Projektziele zu wei- ten Teilen: Das Fahrzeug besitzt einen sehr tiefen Schwer- punkt und kann eine Steigung von 60% problemlos bewälti- gen. Es ist derzeit geeignet für den Materialtransport, das Mulchen und den Pflanzenschutz. Das Fahrzeug ist ohne aufsitzenden Fahrer einsetzbar, sowohl durch GPS-Steue- rung oder durch überlagerte Funkfernsteuerung. Durch bei- de Neuerungen wird der Arbeiter – im Gegensatz zu bisher verwendeten Systemen – vor Verletzungen geschützt und steigert somit die Arbeitssicherheit in Steillagenweinbergen erheblich. Das System vereinfacht die Bearbeitung von Steil- lagenweinbergen um ein Vielfaches, zudem gestaltet es die- se durch die Schnelligkeit, die geringe Anstrengung für den Menschen und die Energieeinsparung wesentlich effizienter. Wir gratulieren Herrn Dr. Sandor zu seiner hervorragenden Leistung und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!

EXTERNE PROMOTION TRANSFORMATIONSSTUDIEN ZUR AUFKLÄRUNG DES MOLEKULAREN HINTERGRUNDES DES KOLUMNAREN PHÄNOTYPS BEI MALUS X DOMESTICA PROMOTION VON HERRN UWE SCHWAN ZUM DR. RER. NAT. AN DER JOHANNES GUTENBERG-UNIVERSITÄT MAINZ 1. GUTACHTER: PROF. DR. E. R. SCHMIDT, JGU MAINZ 2. GUTACHTER: PROF. DR. M.-B. SCHRÖDER, HGU Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen den Instituten für Obstbau und Botanik der HGU und dem Institut für Molekulargenetik, Gentechnische Sicherheitsforschung und -beratung Trotz der Aufklärung des genetischen Hintergrundes sind die dem Kolumnarwachstum zugrundeliegenden molekularen Mechanismen bisher weitestgehend unbekannt. Die Transformation normalwüchsiger Individuen von Malus x domestica mit verschiedenen Vektor-Konstrukten sollte auf- decken, auf welche Weise die replikative Transposition des Ty3/Gypsy-Retrotransposons Gypsy-44 die kolumnare Merk- malsausprägung hervorruft. Anhand der Charakterisierung erzeugter transgener Linien von Malus x domestica und Nico- tiana tabacum konnte bestätigt werden, dass die Überexpres- sion des Gens MdCo31 hauptverantworlich für die Ausprägung des kolumnaren Phänotyps ist (Wolters 2014; Okada et al. 2016). Obwohl alle BLAST-Treffer mit hoher Sequenzübereinstim- mung darauf hindeuten, dass das Gen MdCo31 eine vermeint- liche 2-Oxoglutarat-abhängige Dioxygenase kodiert, konnte ihm bislang keine eindeutige Funktion zugeordnet werden. Die Beobachtung, dass kolumnare Individuen eindeutige Anzei- chen eines GA-Mangels (Gibberellic acid) aufweisen und der ursprüngliche Phänotyp durch die Applikation bioaktiver GAs wiederhergestellt werden kann, deutet jedoch auf eine Rolle im Gibberellin-Stofffwechsel hin. Da die Überexpression Sym- ptome eines GA-Mangels hervorruft, wird angenommen, dass MdCo31 eine GA 2-Oxidase kodiert, welche die Metabolisie- rung bioaktiver GAs und ihre unmittelbaren Vorstufen kataly- siert. Anhand der transgenen Linien konnte zudem gezeigt werden, dass die der Überexpression zugrundeliegende replikative Transposition des LTR-Retrotransposons Gypsy-44 einem Po- sitionseffekt unterliegt. Dies spricht gegen einen auf Gypsy-44 lokalisierten Transkriptionsfaktor oder eine trans-wirkende ncRNA und deutet stattdessen auf die Regulierung durch ein cis-regulatorisches Element (CRE) hin. Entsprechend korrelier- te auch die Erhöhung der Transkriptmenge des auf der kolum- nar-spezifischen Kopie von Gypsy-44 enthaltenen 609 bp großen ORFs nicht mit einer Erhöhung der Expression von MdCo31. Trotzdem zeigten transgene Linien mit erhöhter ORF-Transkription kolumnar-typische Merkmalsausprägun- gen. Inwieweit die Transkription des ORFs tatsächlich mit der Ausprägung des kolumnaren Phänotyps in Zusammenhang steht, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Wir gratulieren Herrn Dr. Schwan zu seiner hervorragenden Leistung und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!

PERSONALIA JETZT WIRD AUS-G-RUHT STATT IM LABOR BLEIBEN DIE HEFEN JETZT IM GÄRTANK … PROF. DR. MANFRED GROSSMANN WURDE IN DEN RUHESTAND VERABSCHIEDET Mit Ende des Sommersemesters 2018 hat ein echtes Urge- stein die Hochschule Geisenheim verlassen: Prof. Dr. Man- fred Großmann, Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Biochemie und ehemaliger Vizepräsident Forschung der Hochschule Geisenheim wurde im Rahmen der akademi- schen Abschlussfeier am 13. Juli 2018 in den Ruhestand ver- abschiedet. Prof. Großmann hat 24 Jahre seines Berufsle- bens in Geisenheim verbracht. Er kennt also die Höhen und Tiefen des wissenschaftlichen Institutsalltags einerseits und studentische Belange andererseits allzu gut. Aber beginnen wir von vorne. Als Biologie-Student an der TH Darmstadt fand Großmann schnell Gefallen an den „Kleins- ten der Kleinen“ und fokussierte sich auf das Fach Mikrobio- logie. Vertieftes Interesse an Mikroorganismen und wohl auch eine ehrgeizige Studienführung sollten sich auszahlen, denn Großmann schloss sein Biologie-Studium im Jahr 1977 mit Auszeichnung ab. Mit seiner großen Leidenschaft, den Hefen, befasste sich Manfred Großmann bereits intensiv im Rahmen seiner Dok- torarbeit, die er über die Genetik der Invertasebildung bei Hefen (Saccharomyces cerevisiae) an der TH Darmstadt schrieb. Im Jahr 1981 wurde er promoviert. Schon vor Ab- schluss der Promotion konnte Großmann Berufserfahrung sammeln, da er seit 1980 die Qualitätskontrolle einer großen Gebiets-Winzergenossenschaft leitete. Eine umfassende Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen For- schungsinstituten zu den Themen Hefe- und Enzymeinsatz prägte diese Zeit, so zum Beispiel ein Aufenthalt in Südafrika für ein gemeinsames Projekt mit der Firma Distell, Stellen- bosch, im Jahre 1984. Im Rahmen dieser Kooperation wuchs gleichzeitig die Begeisterung für das Land Südafrika, des- sen Menschen, der besonderen Natur und natürlich für süd- afrikanische Weine. Wichtige und langjährige Freundschaf- ten haben sich entwickelt, die bis heute über die große Distanz gepflegt werden. Von 1988 bis 1994 hatte Großmann Distanz gepflegt werden. Von 1988 bis 1994 hatte Großmann die Professur für Mikrobiologie innerhalb des Studien- die Professur für Mikrobiologie innerhalb des Studien- schwerpunktes Biotechnologie im Fachbereich Chemische schwerpunktes Biotechnologie im Fachbereich Chemische Technologie der Fachhochschule Darmstadt inne. Diese Zeit Technologie der Fachhochschule Darmstadt inne. Diese Zeit war geprägt von einer verstärkten Kommunikation mit in- war geprägt von einer verstärkten Kommunikation mit in- und ausländischen Firmen im Bereich des Gärungswesens. Seine Karriere in Geisenheim begann Manfred Großmann 1994, als er an die damalige Forschungsanstalt Geisenheim als Leiter des Fachgebietes Mikrobiologie und Biochemie und zum Professor an der Fachhochschule Wiesbaden be- rufen wurde. Neben Forschung und Lehre erfolgten in dieser Zeit mehrere Forschungsaufenthalte an der Universität Stel- lenbosch in Südafrika. In den Jahren 1997 bis 2009 agierte Großmann als Leiter des Instituts für Oenologie und Geträn- keforschung und stand somit den darin zusammenge- schlossenen Fachgebieten vor. Dass er die Geschicke der damaligen Forschungsanstalt Geisenheim maßgeblich ge- prägt und beeinflusst hat, zeigt die Tatsache, dass er im- merhin zehn Jahre – von 1999 bis 2009 – als Stellvertreten- der Direktor tätig war. Seit 2013 leitete Manfred Großmann das Institut für Mikro- biologie und Biochemie der neu gegründeten Hochschule Geisenheim. Ein Jahr später kam eine im Zuge der Hoch- schulgründung neu geschaffene, wichtige und vor allem kräftezehrende Aufgabe hinzu: Großmann übte von 2014 bis 2017 das Amt des Vizepräsidenten Forschung aus. In dieser Funktion hat Prof. Dr. Manfred Großmann wesentlich zur Eta- blierung von Forschungsaktivitäten in verschiedenen Berei- chen beigetragen und die Ausweitung der Forschungsför- derung vorangetrieben. In seine Amtszeit fallen auch die ersten Sondierungsgespräche und die darauf folgende Eta- blierung des „BAG“, einer Allianz der drei Partner-Universitä- ten Bordeaux, Adelaide und Geisenheim, die in einem virtuel- len Institut zusammengefasst sind. Bei allem hat er stets die Verbindung von angewandter und grundlagenorientier- ter Forschung im Einklang mit dem Leitbild der Hochschule unterstützt. Darüber hinaus galt es aber vor allem, das vom Wissenschaftsrat mit der Hochschulgründung übergebene

PERSONALIA JETZT WIRD AUS-G-RUHT JETZT STEHEN BIENEN UND GARTEN IM VORDERGRUND: PROF. DR. HELMUT DIETRICH WURDE IN DEN WOHLVERDIENTEN RUHESTAND VERABSCHIEDET Mit Ende des Wintersemesters 2017/18 wurde der langjäh- rige Leier des Instituts für Getränkeforschung, Prof. Dr. Hel- mut Dietrich im Kreise seiner früheren und aktuellen Kolle- ginnen und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Prof. Dr. Helmut Dietrich, geboren am 21.05.1952, studierte von 1971 bis 1977 Chemie an der Universität Saarbrücken und promovierte 1980 im Institut für Biochemie über die Le- ber-Alkoholdehydrogenase. Im Jahre 1981 kam er als Wis- senschaftlicher Mitarbeiter an das Institut für Weinanalytik und Getränkeforschung der damaligen Forschungsanstalt Geisenheim. Im Institut trat er 1990 die Nachfolge von Prof. Wucherpfennig als Institutsleiter an. Seine Forschungsschwerpunkte waren sowohl auf den Bereich Wein als auch auf die Sparte Fruchtsaft ausgerich- tet. In beiden Feldern befasste er sich intensiv mit der Cross-Flow-Filtration, die Mitte der 80er Jahre zunächst in der Fruchtsaftbranche und mit gewisser Verzögerung in der schon immer konservativer eingestellten Weinbranche eingeführt wurde. Folgerichtig stand die Strukturaufklä- rung filtrationshemmender Kolloide aus Pflanzen- bzw. Mi- kroorganismenzellwänden auf der Forschungsagenda. Weitere Themen im Sektor Wein waren die Weinalterung, die Mostoxidation, die Klärung und Stabilisierung sowie die Charakterisierung von Weinproteinen. Im Bereich der Tech- nologie der Obst- und Gemüseverarbeitung standen pro- zessorientierte Themen, so z. B. Enzymtechnologie, Stabi- lisierung von Getränken, Charakterisierung sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe von Früchten und Gemüsen, Pektin- struktur sowie Alterung von Fruchtsäften im Vordergrund. Parallel zur Technologie entfiel ein weiterer Fokus auf die Entwicklung analytischer Methoden zur Anwendung in Wein und Getränken, wobei hier chemometrische Techni- ken im Vordergrund standen. Ein stets aktuelles Thema waren Getränketrübungen, deren Charakterisierung auch am heutigen Institut für Getränkeforschung einen der Schwerpunkte bildet. Das Institut erlebte unter der Füh- rung von Helmut Dietrich verschiedene Baumaßnahmen zur dringend notwendigen Modernisierung im Bereich des Fruchtsafttechnikums sowie der Labore. Prof. Dietrich betreute eine Vielzahl studentischer Ab- schlussarbeiten und Dissertationen. Die von ihm betreuten Doktorarbeiten wurden seit 1990 konsequent durch die Ein- werbung entsprechender Drittmittel und in enger Koopera- tion mit Praxis und Industrie durchgeführt. Seine Arbeiten sind in etwa 500 Publikationen, in denen er als Erstautor oder Ko-Autor fungiert, sowohl in referierten Journals als auch in praxisnahen Fachzeitschriften festgehalten. In der Forschungsanstalt – der Vorgängereinrichtung der Hochschule Geisenheim – war Prof. Dietrich viele Jahre Mit- glied des Direktoriums und auch stellvertretender Direktor. In diesen beiden Funktionen hat er die Geschicke des Lehr- und Forschungsstandortes Geisenheim daher maßgeblich mit geprägt.

CURRENT RESEARCH PROJECTS ABSTRACTS „SOIL COWS“ – SCARAB BEETLE LARVAE AS CH4 HOTSPOTS IN SOILS The influence of pest insects on net soil CH4 fluxes has received little attention, although larvae of species within the Scarabaeidae family are known to emit CH4. The pro- ject CH4ScarabDetect aims to provide the first quantitative estimate of the importance of soil-dwelling larvae of two important European agricultural and forest pest insect species, the common cockchafer (Melolontha melolontha) and the forest cockchafer (M. hippocastani), for net soil CH4 fluxes. Additionally, a new non-invasive field monito- ring method will be developed for separating gross CH4 production and oxidation in soils in general, and for detec- ting larvae infestations in particular. This will utilize a novel approach combining the chamber flux method with a 13CH4 isotope pool dilution technique and acoustic measure- ments of larvae sounds, and will further our understanding of cockchafer larvae ecology and their role in the terrestri- al CH4 cycle. AUTHORS: PhD Carolyn-Monika Görres carolyn.goerres@hs-gm.de (carolyngoerres.wordpress.com) HGU, Institut für Angewandte Ökologie Prof. Dr. Claudia Kammann HGU, Institut für Angewandte Ökologie Dr. David Chesmore Department of Electronics, The University of York, Heslington, York, YO10 5DD, Großbritannien Prof. PhD Christoph Müller Institut für Pflanzenökologie, Justus-Liebig-Universität Gießen, Heinrich-Buff-Ring 26, 35392 Gießen, School of Biology and Environmental Science, University College Dublin, Belfield, Dublin 4, Irland ENHANCEMENT OF NITROGEN EFFICIENCY IN VITICULTURE Efficient handling of nutrients in viticulture and agriculture in general is becoming more and more important. Nitrogen leaching is one major pollutant of ground and surface wa- ter. Compared to other crops, the demand for nitrogen is relatively low in grapevine. However, an adequate supply of nitrogen is crucial for ensuring a sufficient concentra- tion of amino acids in grape must, which in turn is a predo- minant factor in determining wine quality. This study exa- mined the effects of nitrogen fertilizer quantity and nitrogen fertilizer application method on both agronomic efficiency and nitrogen recovery efficiency. The results of two trials have demonstrated that grape yield is not much affected by the amount or application technique of nitro- gen fertilizers. However, the nitrogen content in berries and must is affected by both factors. A fertilization regime of 30-60 kg N ha-1 is necessary to ensure that the amount of amino acids does not limit the potential for high quality wine production. Application methods which support ba- lanced nitrogen supply throughout the year like CULTAN and Entec® benefit the nitrogen storage in berries. AUTHORS: Robert Kunz (M.Sc.) Prof. Dr. Otmar Löhnertz Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung

CURRENT RESEARCH PROJECTS ABSTRACTS GEISENHEIM WINE MARKET ANALYSIS - PRODUCER SURVEY TO ANALYSE MARKET CHANNEL IMPORTANCE Direct to consumer sales represent the most important market channel to wine estates. However, existing estima- tes deviate regarding the relative share of direct to consu- mer sales in Germany. Previous research was either based on consumer surveys where wine consumers reflect on their past wine purchases, or consumer panel data where participants scan their daily purchases. To bridge this gap between existing findings the Geisenheim Wine Market Analysis takes a different approach by asking producers about the relative importance of their sales channels. To benchmark the validity and representativeness of the sur- vey tool the total population of wine estates was establis- hed and analyzed regarding its structure and wine pro- duction. More than 1,000 producer responses on relative market share were related to official volume records from state wine control. Accordingly, 62% of the wines pro- duced by wine estates or 1.6 million hl are marketed directly to consumers, followed by specialty retail and gastronomy. Compared to the producer survey undertaken here, exis- ting consumer surveys overestimated direct to consumer sales. AUTHORS: Prof. Dr. Simone Loose Simone.Loose@hs-gm.de Institut für Wein- und Getränkewirtschaft Evelyn Pabst M.Sc. Institut für Wein- und Getränkewirtschaft 400 ppm CO2 800 ppm CO2 NO3 NH4 NO3 NH4 Tri Be Tri Be Tri Be Tri Be „RUCOLANFUTURE“ – INVESTIGATING RUCOLA UNDER FUTURE CLIMATE CONDITIONS WITH DIFFERENT N FORMS The producers of vegetable crops have to cope with vari- ous phenomenes of the changing climate in the future, such as elevated atmospheric CO2 concentrations. Besi- des these challenges, both the farmers and the breeders of vegetable crops aim at producing high yields with good qualities. As resource efficiency and environmental as- pects are increasingly important along the supply chain, the supply of nutrients – such as nitrogen (N) – needs to be optimized according to the future demand of the plants. The leafy vegetable crop rucola is of special interest as its consumption increases strongly. Little is known on the growth behavior and the product quality when growing under future climatic conditions and with modified N sup- ply. Thus experiments were performed in climate cabinets with two rucola varieties differing in their sensitivity to- wards downy mildew infection. The plants were grown at ambient and elevated atmospheric CO2 concentrations and with two different forms of N. Physiological parame- ters, yield data and internal quality was assessed. AUTHORS: Prof. Dr. Jana Zinkernagel jana.zinkernagel@hs-gm.de Institut für Gemüsebau Dr. Lilian Schmidt Institut für Gemüsebau

CURRENT RESEARCH PROJECTS ABSTRACTS IMPACT OF NON-SACCHAROMYCES YEASTS ON THE RELEASE OF FRUITY THIOLS AND EXOTIC AROMAS IN WINES DURING SEQUENTIAL FERMENTATION More attention has been given to Non-Saccharomyces yeasts in wine making in recent years, as some of the as- sociated yeast strains have the ability to produce certain quality enhancing metabolites, especially very appealing aroma substances. The formation potential for volatile thiols, such as 3-sulfanylhexan-1-ol (3-SH) and 4-methyl-4-sulfanylpentan-2-one (4-MSP) by non-Sac- charomyces yeasts, contributing to the fruity, exotic aro- ma in white wines, was investigated in a joint Spani- sh-German research project. The yeast species Torulaspora delbrueckii was the first focus. Sequential fermentations involving T. delbrueckii led to a positive ef- fect as to several quality parameters and to a significant- ly increased formation of the volatile thiols, 3-SH and 4-MSP. The gene IRC7, which was already detected in Sac- charomyces cerevisiae and responsible for the release of thiols from cysteinylated precursors, could also be identi- fied in T. delbrueckii. Thus, these studies confirm the po- tential of the yeast T. delbrueckii for the intensification of fruity and exotic wine aromas. This research work will be pursued and is based on a cooperation between the Department of Microbiology and Biochemistry of the Hoch- schule Geisenheim University (Beata Beisert & Doris Rauhut) and three Spanish institutions: Department of Microbiology, Biology Faculty, Complutense University of Madrid (Ignacio Belda, Javier Ruiz, Domingo Marquina & Antonius Santos), Agrovin, S.A., Alcázar de San Juan, Ciudad Real (Eva Navascués), Department of Food Technology, Escuela Técnica Superior de Ingenieros Agrónomos, Polytechnic University of Madrid, Ciu- dad Universitaria S/N (Fernando Calderón, Santiago Benito & Eva Navas- cués). YELLOW WILTING ON CORN SALAD Yellow Wilting has been a problem during the winter culti- vation of corn salad for many years. Abiotic factors, com- mon soil-borne plant pathogens, nematodes and viruses, have been excluded as causes. Our previous studies have shown that Yellow Wilting is transferable from infec- ted to uninfected plots via soil, indicating a biotic origin. Yet, respective organisms and effective control measures are not identified. Within the framework of EIP Agri an Ope- rational Group has been set up, consisting of scientists, plant breeders, consultants and vegetable growers. The aim of this group is to create an innovative solution for the problem without chemical plant protection and to estab- lish an exchange platform. As part of the practical innova- tion project to examine annual soil disinfestation me- thods, greenhouse experiments have assessed the effects of solarization on soil temperatures and Yellow Wilting development. Initial results show that solarization is cost-effective and efficient in inhibiting Yellow Wilting. To identify the causal agent of Yellow Wilting, metageno- mic and metabolomic analyses will be used. AUTHOR: Prof. Dr. Doris Rauhut Institut für Mikrobiologie und Biochemie doris.rauhut@hs-gm.de AUTHORS: Prof. Dr. Jana Zinkernagel Yvonne Rondot M.Sc. Institut für Gemüsebau jana.zinkernagel@hs-gm.de

IMPRESSIONEN IMPRESSIONEN VOM GEISENHEIMER FORSCHUNGSFORUM 2018 Am 11. und 12. Oktober 2018 trafen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der HGU sowie alle interessierten Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter, um sich gegenseitig über laufen- de und geplante Forschungsprojekte zu informieren und diese ausgiebig zu diskutieren. Die Veranstaltung war in acht The- menblöcke unterteilt und zeigte spannende Entwicklungen menblöcke unterteilt und zeigte spannende Entwicklungen sowie viele Schnittmengen und Synergien zwischen den ein- sowie viele Schnittmengen und Synergien zwischen den ein- zelnen Bereichen auf. In den Diskussionsrunden wurden zu- zelnen Bereichen auf. In den Diskussionsrunden wurden zu- dem zukünftige Themen und Visionen deutlich, mit denen ak- dem zukünftige Themen und Visionen deutlich, mit denen ak- tuelle Forschungsrichtungen noch weiter unterstützt werden tuelle Forschungsrichtungen noch weiter unterstützt werden könnten. Des Weiteren fand am Abend des ersten Tages eine Poster-Speed-Präsentation durch die Doktorandinnen und Doktoranden der HGU statt, die einen Einblick in die Vielfältig- keit und Aktualität laufender Promotionsprojekte an der HGU ermöglichte. Allen Akteuren sei für die Organisation und Teil- nahme an dieser äußerst gelungenen Veranstaltung herzlich nahme an dieser äußerst gelungenen Veranstaltung herzlich gedankt! gedankt! Die Bilder zeigen die Referentinnen und Referenten der sieben Die Bilder zeigen die Referentinnen und Referenten der sieben von acht Themenblöcke. von acht Themenblöcke.

BEREICH WEINWISSENSCHAFTEN BEREICH BIOWISSENSCHAFTEN INSTITUT Allgemeiner und ökologischen Weinbau INSTITUT Oenologie INSTITUT Rebenzüchtung INSTITUT Technik INSTITUT Bodenkunde und Pflanzenernährung INSTITUT Phytomedizin INSTITUT Angewandte Ökologie INSTITUT Molekulare Pflanzenwissenschaften INSTITUT Modellierung und Systemanalyse BEREICH LANDSCHAFTSARCHITEKTUR INSTITUT Freiraum entwicklung INSTITUT Landschaftsbau und Vegetationstechnik INSTITUT Landschaftsplanung und Naturschutz BEREICH WEINWIRTSCHAFTS- WISSENSCHAFTEN DER GETRÄNKE INSTITUT Wein- und Getränkewirtschaft BEREICH GETRÄNKEWISSEN - SCHAFTEN UND LEBENSMITTEL - SICHERHEIT INSTITUT Getränke forschung INSTITUT Mikrobiologie und Biochemie INSTITUT Lebens mittelsicherheit BEREICH GARTENBAU- WISSENSCHAFTEN UND LOGISTIK FRISCHPRODUKTE INSTITUT Gemüsebau INSTITUT Obstbau INSTITUT Urbaner Gartenbau und Pflanzenverwendung INSTITUT Frisch produktlogistik Das Forschungsspektrum umfasst Weinbau, Oenologie, Getränketechnologie, Gartenbau und Landschafts- architektur mit einem deutlichen Schwerpunkt auf der angewandten Forschung. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden gravierenden Veränderungen im Bereich Agrarproduktion und Verarbeitung ergeben sich für die Hochschule Geisenheim nachfolgende Forschungsschwerpunkte: • Umweltforschung und nachhaltige Produktionsverfahren • Produkt- und Prozessqualität • Entwicklung ländlicher und städtischer Räume • Wettbewerbsfähigkeit in Produktion, Markt und Gesellschaft www.hs-geisenheim.de