EDITORIAL Editorial Liebe Leserinnen und Leser, wer die öffentliche Diskussion derzeit verfolgt und ein wenig so die Logistik von Getränken – wieso ist der Mehrweg einge- Verantwortungsbewusstsein an den Tag legt, dem können stellt? Wie nachhaltig sind unsere Wirtschaftsströme, welche Zweifel kommen, ob wir als Menschheit die Zukunft in den Technik brauchen wir im Wein- und Gartenbau, wie gestaltet Griff kriegen. Neben den politischen Themen spielen vor allem man betriebswirtschaftlich sinnvoll ein Unternehmen, das Umwelt- und gesellschaftliche Probleme eine herausragende dann noch die drei Säulen der Nachhaltigkeit –soziale, ökolo- Rolle. Es fehlt nicht an mahnenden Stimmen, die Verschwen- gische und ökonomische Komponenten – berücksichtigt? dung, Wegwerfkultur, globale Erwärmung, Umweltvergiftung, Und geht das überhaupt? Alles Themen unserer Zeit, alles Verlust der Biodiversität sowie die wachsende Kluft zwischen Themen, die in Lehre, Forschung und Wissenstransfer an der Arm und Reich anprangern – wie Papst Franziskus in seiner Hochschule Geisenheim eine Rolle spielen und auch künftig „Laudato Sî“ oder der Club of Rome in „Wir sind dran“. Dennoch spielen müssen. Denn es ist an der nächsten und übernächs- scheint es, als seien fast alle Länder unfähig, die Probleme zu ten Generation, die oben aufgeführten Probleme in den Griff lösen oder sich zumindest auf den Weg zu machen, sie anzu- zu bekommen. Bleibt zu hoffen, dass sich die internationale gehen. Politik, um die Weichen schon heute zu stellen, weniger selbstsüchtig und eigenzentriert entwickelt, als derzeit zu In einer globalisierten Welt, die sich fast ausschließlich nach beobachten ist. Ohne eine gemeinsame Strategie wird sich dem Wirtschaftsprinzip dreht, werden Lösungen nur im glo- nichts verbessern und das wäre fatal. Denn, wie es in einem balen Kontext zu erarbeiten sein; im Moment aber driftet die Rüdesheimer Hotel an der Wand steht: internationale Politik eher auseinander, als sich aufeinander zu zu bewegen. Wir müssen außerdem auch vor unserer ei- Save the earth, it’s probably the only planet with wine! genen Haustür kehren. Wer Nachhaltigkeit predigt, dann aber die billigsten Lebensmittel mit den größten Plastikverpackun- Einige der angesprochenen Facetten der globalen Herausfor- gen kauft, der hat den Ernst der Lage nicht begriffen; und das derungen finden Sie im kleinen Maßstab auch in dieser Aus- scheint leider die Mehrheit zu sein. Im globalen Kontext – und gabe von PlanG; neben vielen Beiträgen, die die Vielfalt des nur der kann in einem „gemeinsamen Haus“ Erde, wie Papst Standorts Geisenheim präsentieren. Franziskus es bezeichnet, Maßstab sein – werden billige Le- bensmittel teuer erkauft, mit Umweltschäden, Transporte- missionen, Armut in vielen landwirtschaftlich geprägten Ge- Viel Spaß beim Lesen! sellschaften, mit einer wachsenden Gesundheitsproblematik. Sie könnten jetzt fragen: „Was hat das mit Geisenheim zu tun?“ „Sehr viel“, würde meine Antwort lauten. Denn beispiels- weise die Wasserrahmenrichtlinien im Wein- und Gartenbau betreffen die Umwelt. Die landschaftlichen und urbanen Le- bensräume leben von ihrer Biodiversität. Lebensmittelqualität hat etwas mit Lebensmittelsicherheit zu tun, der Zuckerge- halt von Getränken ist ein Gesundheitsthema, Logistik fri- scher Produkte wird durch Verpackungen mit geprägt, eben- Prof. Dr. Hans R. Schultz Präsident der Hochschule Geisenheim 3